- Jörg Nitzsche

Aussichten auf eine Hamburgensie   -   UNESCO-Welterbe:  Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus.


Eine der bekanntesten und schönsten Aussichten Hamburgs erleben wir bei einer Fahrt mit der U3 zwischen Landungsbrücken und Rödingsmarkt. Egal, ob ich Landungsbrücken oder Baumwall aussteige, hier habe ich nun die Qual der Wahl in welche Richtung ich schlendern möchte. Westwärts geht's zum Alten Elbtunnel und zum Fischmarkt, wo schon viel Hafenatmosphäre zu spüren ist. Oder ich wende mich gen Osten, wo ich auf die Kehrwiederspitze schaue, die den Beginn der Speicherstadt symbolisiert.



Hamburger Hafen, Landungsbrücken, Baumwall, Überseebrücke, Elbpromenade, das Feuerschiff, Vorsetzen, Museumsschiff Cap San Diego, Museumsschiff Rickmer Rickmers - Jörg Nitzsche Gegenschuß auf die U3 mit der Rickmer Rickmers und der Cap San Diego.    Hamburger Hafen, Elbphilharmonie, Kehrwiederspitze, Cremon, Deichstraße, Sandtorhafen, Kaispeicher A, Lagerhaus, City Sporthafen Hamburg e.V - Jörg Nitzsche Blick auf Vorsetzen und Kehrwiederspitze. 

Hamburger Hafen, Hafenrundfahrt, Baumwall, Landungsbrücken, Überseebrücke, das Feuerschiff, Tor zur Welt, Lebensgefühl - Jörg Nitzsche Blick aus der Kommandobrücke auf Höhe des Anlegers "Vorsetzen" zur Überseebrücke. 

Hamburger Hafen, Queen Mary, Elbe, Abschiedsfahrt, Feederschiffe, Tor zur Welt - Jörg Nitzsche Abschied der Queen Mary auf der Elbe.    Hamburger Hafen, Museumsschiff Rickmer Rickmers, Hamburger Michel, Wahrzeichen, Weihnachtszeit, Elbeis, Reedereien - Jörg Nitzsche Stimmungsvolle Landungsbrücken in der Weihnachtszeit. 



Hamburg - das Tor zur Welt - schon zu Zeiten der Hanse stand dieses Tor für Kolonialwaren wie Gewürze, Kaffee, Tee und Kakao und allerlei anderen Waren offen. Durch seine Nähe zur offenen See wurde Hamburg ein wichtiger Knotenpunkt des Handels und der Schifffahrt, ein gewaltiger Umschlagsplatz für Waren aller Art, die weiter ins Binnenland und andere Länder Europas befördert werden wollen. Der Handel ließ die Stadt wachsen, bis zur heutigen Hansestadt. Gleichzeitig bot die Nähe zum Meer vielen Auswanderungswilligen die Möglichkeit, Hamburg ab Mitte des 19. Jahrhunderts als das "Tor in die neue Welt" zu nutzen, um dort ihren Traum zu verwirklichen. Das  Auswanderermuseum "Ballinstadt"   auf der Veddel steht als gutes Zeugnis für diese Zeit und der Sehnsucht dieser Menschen.

Aber umgekehrt ließen sich auch viele Kaufleute aus anderen Ländern in Hamburg nieder, um sich hier eine Existenz aufzubauen. So zum Beispiel die Familie Cotterell, auf die ich später noch zurück komme. Zwischen 1835 und 1866 entstehen die Umrisse des Hafens, wie wir ihn heute kennen. Mit dem Ausbau zu einem modernen Tidehafen konnten fortan die Schiffe unabhängig von Ebbe und Flut zu jeder Tages- und Nachtzeit ein- und auslaufen. 1888 schloß sich Hamburg dem deutschen Zollgebiet an, welches die Geburtsstunde des Hamburger Freihafens wurde. Eine Freihafen- und Handelszone, in der eingeführte Waren zollfrei gelagert, veredelt und weiterverarbeitet werden durften. Parallel entstand die Speicherstadt, das größte Lagerhauskomplex der Welt, deren Baubeginn 1883 war. Schon wenige Jahre nach Baubeginn lagern bereits Kaffee, Tee, Gewürze oder Teppiche in den roten Backsteingebäuden. Aus der historischen Deichstraße kommend eröffnet sich dem Betrachter ein Blick auf die schöne Fassade der alten Kontorhäuser der Speicherstadt. Wo es früher nach eben diesen Waren roch und manchmal noch riecht. Dem  Spicy-Museum   in der Speicherstadt sei Dank, daß diese Lagerhauskultur hier noch lebendig und geruchsintensiv erzählt wird. Im Spicys bekommt man eine Ahnung von den exotischen Gerüchen, die seit jeher zum Alltag in den historischen Kontorhäusern gehörten.

Den Zollkanal entlang laufend kommen wir direkt zum Deutschen Zollmuseum auf der gegenüberliegenden Wasserseite. Zum 1. Januar 2013 gingen nach genau 124 Jahren die Schranken für immer hoch. Den Freihafen, und somit auch die Zollkontrollen gibt seit dem nicht mehr. Das Museum bietet einen umfassenden Überblick über die gesamte Entwicklung des Zolls vom Römischen Reich bis in die 90iger Jahre. Über 2000 Ausstellungsstücke vermitteln im Deutschen Zollmuseum anschaulich die Arbeit des Zolls in Vergangenheit und Gegenwart.

Bis weit in die Wirtschaftswunderzeit hinein war der Hamburger Hafen ein großer Stückgutumschlageplatz. Alle Güter, egal ob als Sackware, in Fässern oder große Gerätschaften, wurden einzeln gelöscht und verstaut. Noch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg löschten Tausende von Hafenarbeitern mit Sackkarren und purer Muskelkraft die Ladung der Schiffe. Typisch Hamburgisch war in der Nachkriegszeit der allmorgendliche Radioaufruf nach Hafenarbeitern, die für das Löschen und Verstauen gesucht wurden, und sich im Hafen einzufinden hatten. Schauerleute sind Tagelöhner, die dafür sorgten, daß die Waren ideal nach Gewicht und Stellung von den Kränen aufgenommen werden konnten. Die Lascher waren die, die die Ware seefest verzurrten. Die Tagelöhner hatten eine Verteilungsnummer und mußten sich eine Stunde vor Schichtbeginn (eine zwölfstündige Schicht ging von 6 bis 18 Uhr) in der Verteilungsstelle in der Admiralitätsstraße einfinden. Mitzubringen waren Stempel, Invaliditäts- und Steuerkarte.

Ein Lebensgefühl:  Kanäle  Kontorhäuser  Speicher  Fleete  Wind  Hafenarbeiter  Eisenbahn


Hamburger Hafen, Dampfschlepper, Schuten, Hafenarbeiter, Schauerleute, U3 Baumwall, Niederbaumbrücke, Hauptkirche St. Katharinen - Jörg Nitzsche Die Zeit der Dampfschleppbarkassen, an den Vorsetzen warteten sie auf ihren Einsatz. 


Über den gesamten Hafenbereich vernahm man damals die Barkassen und Hafenschlepper durch das ständige Tuten ihrer Dampfpfeifen, das einfach zum guten Ton des Hamburger Hafens gehörte. Über 400 Hafendampfschlepper gab es. Sie gehörten den Ewerführer-Betrieben, die mit Schuten, Schleppern und Barkassen den Verkehr im Hafen abwickelten. Die umlegbaren Schornsteine waren ein Kennzeichen der kohlebetriebenen Dampfschlepper um die vielen Brücken unterquerren zu können. Ewerführer ist nach dem Stauer der zweitälteste Hafenberuf im Hamburger Hafen. Inmitten der zahlreichen Fleete und der neugotischen Backsteinarchitektur der Speicherstadt schoben oder zogen sie mit ihren Schleppbarkassen die mit Tee, Kaffee und orientalischen Gewürze beladenen Schuten zu den einzelnen Speicherböden, wo die edlen Güter meist als Sackware per Seilwinde hoch gehievt wurden.

Hamburg, Stückgut, Sackware, Kolonialwaren, Kakao, Kaffee, Gewürze, Kontorhäuser, Speicherstadt, Lagerhäuser, Fleete, Schuten, Quartiersleute - Jörg Nitzsche So wurde ehemals in den Kontorhäusern der Speicherstadt die Ware in die Lagerböden gehievt. 

Hamburg, Speicherstadt, Kontorhäuser, Hannoverscher Bahnhof, Freihafen, Baakenbrücke, Hafen-City, Brooktorkai, Zollmuseum, Miniatur Wunderland, Spicy's Gewürzmuseum, Speicherstadtmuseum, Speicherstadt Kaffeerösterei, Hamburg Dungeon - Jörg Nitzsche Als würde man einen Brillanten in einem Müllhaufen wieder finden. 

Wie auf einem Ameisenhaufen wimmelte es damals von Hafenarbeitern im Hafen, die man im Hamburger Stadtbild immer an ihrem typischen Elbsegler auf dem Kopf und ihrer braunen Ledertasche erkennen konnte. Darin befanden sich die obligatorische Brotdose (von der Ehefrau liebevoll geschmierte Brote mit Aufschnitt), eine Thermoskanne voll heißem Kaffee und die sonstigen, wichtigen Begleitutensilien, wie Pfeife und Tabak, Stumpen oder Zigaretten. Auf vielen kleinen Schleppbarkassen wurden die Schauerleute von den Vorsetzen (Anlegestelle im Hamburger Hafen) aus zu den ausgewählten Kajes (Anlegeplätze der Stückgutfrachter) gefahren und dort abgesetzt. 60.000 Hafenarbeiter gab es damals. Tallymänner, Speicherarbeiter, Kaiarbeiter, Decksleute und Kranführer. All das läßt sich sehr gut im  Hafenmuseum  im Schuppen 50 im Hansa-Hafen nacherleben.

Die Schauerleute löschten also die Waren der Seeschiffe, und verluden sie teils auf die Schuten, die, von den Ewerführern übernommen, dann zu den Speichern und Lagerhäusern geschleppt wurden, teils gleich auf andere Schiffe. Die vielen kleinen Schuten und Ewer (Segelfrachter) waren ein alltägliches Bild in den Speicherstadtfleeten. Später, als der Hafen sich auf die Südseite der Elbe ausbreitete, wurden Schlepper eingesetzt. Je mehr sich die Schlepper und größere Kähne durchsetzten, desto geringer wurde die Bedeutung des Ewerführers als ausgebildeter Schiffer.
In den Speicherhausfleeten wurden die Schuten (Lastkähne) ursprünglich durch Muskelkraft fortbewegt. Diese Schutenschieber haben ihre Schute entweder gewriggt (durch Hin- und Herbewegen eines Ruderblattes bewegt) oder mit einem Peekhaken gestakt (mit einer langen, hölzernen Stange mit eiserner Spitze und Haken hat man das Boot abgestoßen oder es an den eingelassenen Ringen bzw. Metallstäben der Kaimauern (welche heutzutage noch sehr gut erkennbar sind) bzw. an Pfählen fortbewegt. In der Nachkriegszeit, die nahtlos in Wirtschaftswunderzeit überging, bediente man sich den Hafendampfschleppern.

In den Lagerböden der Speicherstadt sind die Stauer für das Einräumen der Waren zuständig gewesen. Ein sogenannter Taxameter, ein dreirädriger Handkarren und Sackkarren waren damals das gängige Flurfördermittel auf den Speicherböden. Seit dem Siegeszug der Paletten in den 1960er Jahren kamen auch Hubwagen zum Einsatz, das aber bevorzugt an den Kaianlagen. In den Speichern blieb das Stapeln der Güter weiterhin schwere körperliche Arbeit, denn die Speicherböden waren nicht für Gabelstapler geeignet. Bei Kakao und Kaffee wog der Standardsack 60 Kilogramm. Über eine Seilwinde wurden die Waren in die Speicher gehievt. Die Stauer, die die Seilwinde bedienten holten die Hieve zu sich heran und packten sie auf den Taxameter. Beim Taxameter denkt man unwillkürlich an den Zähler in Taxen. Hier aber sind das so ´ne 3rädrigen Karren, die auf den Böden der Speicher unerläßlich waren. Auf der anderen Speichergebäudeseite, also der Straße zugewandten Seite, wurden Waren wiederum von den Speicherböden gefiert (per Seilwinde abgelassen) und auf LKWs verladen. Selbst Pferdefuhrwerke kamen in der Nachkriegszeit in der Speicherstadt noch viele Jahre als Nahtransportmittel in Frage. Sie schafften oftmals Waren für den regionalen Verbrauch in unsere Stadt. Um sich ein gutes Bild über diese Zeiten zu machen, dem sei das  Speicherstadtmuseum  empfohlen. Es gibt hier ganz tolle Führungen und Veranstaltungen.

Die Kaischuppen aber, die auf sogenannten Brooks liegen, dienten dagegen dem schnellen Umschlag von Stückgut. Die dort gelöschten Güter sollten nur kurzfristig in den Kaischuppen bleiben, damit diese möglichst bald wieder für die Abfertigung der nächsten Schiffe zur Verfügung standen. Das erreichte man durch die gestaffelten Tarife: Je länger die Waren im Schuppen blieben, um so mehr mußte dafür an Gebühren gezahlt werden. Für die längerfristige Lagerung war die Speicherstadt gedacht, die der Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft gehörte (1885 - 1939), aber überwiegend an die Quartiersleute vermietet wurde.



Auch an der Dessauer Straße (Kleiner Grasbrook) besaß die HHLA mehrere Lagerhäuser wo Waren lagerten, die aufgrund ihrer großen Menge oder bestimmter Sicherheitsanforderungen nicht für die Speicherstadt geeignet waren, wie z.B. Baumwolle (weil leicht selbstentzündlich). Ferner übernahm die HHLA die Kaispeicher A und B, die bereits vor der Erbauung der Speicherstadt existierten (heute Elbphilharmonie   und  Maritimes Museum).

Der erste Kaispeicher A, der sogenannte Kaiserspeicher, wurde 1875 in der Folge des Hafenumbaus nach Plänen des Wasserbaudirektors Johannes Dalmann erbaut. Der Backsteinbau war unterkellert, hatte ein Parterregeschoss für den Warenumschlag und vier Böden zur längerfristigen Lagerung. Für die Be- und Entladung standen sowohl hydraulische Kräne sowie auch Dampfkrane zur Verfügung. Sie konnten Lasten mit bis zu 1,5 Tonnen direkt aus Schiffen vor die Luken der Böden heben.

Der neue Kaispeicher A wurde 1963 nach Plänen des Architekten Werner Kallmorgen auf 1111 Betonpfählen errichtet. Die Pfähle haben einen durchschnittlichen Durchmesser von 50 Zentimetern und waren ausgelegt ein Gewicht von je 160 Tonnen zu tragen. Die Höhe des Kaispeicher betrug 30 Meter, mit dem gläsernen Aufbau der Elbphilharmonie ist das Gebäude um gut 80 Meter gewachsen. Heute ist der ehemalige Kaispeicher mit 110 Metern das höchste bewohnte Gebäude Hamburgs.

Bis 1969, weit über die Wirtschaftswunderzeit hinaus, ging es so im Hamburger Hafen zur Sache. Mit Einführung des Gabelstaplers in den 50iger Jahren fielen zwar schon die ersten Arbeitsplätze weg, jedoch viel einschneidender ist die Entwicklung durch den Containermarkt gewesen. Der Containerverkehr hat die Schuten fast komplett verdrängt. Hierdurch ist der traditionsreiche Beruf des Ewerführers (Schutenführer) ausgestorben. Heute gibt es einen jährlich steigenden Containerumschlag in Mio-Bereich.

Weitertransporte führen über die Hafenbahn, den LKW und den sogenannten Feederschiffen, die direkt vom Containerschiff umbeladen werden und Waren zu den angrenzen Anrainerstaaten fahren. Feeder-Schiffe sind so was wie LKWs auf dem Wasser und können je nach Schiffsgröße mit 300 TEUs (1 TEU entspricht einen 20-Fuß-ISO-Container) bis 2Tsd. TEUs beladen werden. Sie befördern also eine überschaubare Menge an Containern zu kleineren Häfen weiter, und fahren z.B. ins Baltikum.

Kräne und computergesteuerte Maschinen übernehmen das Verladen der Waren und verdrängten so viele Hände Arbeit. Der neue Hamburger Hafen lebt von der Geschwindigkeit. Immer mehr Güter müssen in immer kürzerer Zeit abgewickelt und weiterverladen werden. Voll automatisierte Prozesse ersetzen zum großen Teil die menschliche Arbeitskraft. Viele traditionelle und ungewöhnliche, aber für den Hafenbereich ganz spezifische Berufsnamen wie: Quartiersleute, Tallymann, Schauerleute oder Stauer sind heute zum Hafenfacharbeiter geworden.

Hamburgs Umweltpartner steuern gegen diesen Trend an!

Wir befinden uns im 21.Jahrhundert. Ganz Hamburg ist von diesem Trend überschattet. Ganz Hamburg? Nein! Eine von unbeugsamen Menschen bevölkerte Initiative hört nicht auf, diesem Treiben Widerstand zu leisten. Und sie nehmen einige Mühen auf sich, um sich ganz bewußt gegen diesen Fortschrittswahnsinn zu stemmen. So zum Beispiel das klimafreundliche Schiffstransportunternehmen  "Timbercoast",   welches sich für alternativen Warenverkehr einsetzt. "Mit Wind statt Schweröl" lautet Ihr Motto, und Sie demonstrieren mit ihrem Segelfrachter "Avontuur", daß es möglich ist, Produkte auch sauber über die Meere zu transportieren. Denn bisher wurde wenig unternommen um die CO2-Emmssionen in der Schifffahrt zu reduzieren, dabei erfolgen etwa 90% des Welthandels auf dem Seeweg.

Wie fast alles wird auch Kaffee heutzutage auf riesigen Containerschiffen befördert, sie aber möchten emissionsfrei gegen diese Entwicklung propagieren. Gut 30 Jahre ist es her, daß zuletzt Stückgut am Bremer Kai (Schuppen 50 und Hafenmuseum) von Hand gelöscht wurde. Mit 30t geladener Fracht und knapp zweimonatiger Fahrt ist die Avontuur am 14.Mai 2018 an diesem historischen Ladeplatz angekommen. Geladen sind 10 Tonnen Kardomom für  "Yogi Tea", 18 Tonnen biologisch angebaute und fair gehandelte Kaffeebohnen für  "El Rojito"  und 1,5 Tonnen feinste Kakaobohnen für den österreichischen Schokoladenhersteller  "Zotter"  von vielen freiwilligen Helfern traditionell per Hand von Bord der Avontuur gelöscht worden.

Auch an Land geht es nachhaltig weiter. Lastenfahrräder von tricargo, Ahoi Velo Cargo Bikes und El Rojito, die bis zu 300 Kilo laden können, transportierten die Kaffee- und Kakaobohnen umweltfreundlich weiter in die Zwischenlager. Timbercoast werden das auch in Zukunft so beibehalten. Es wäre wünschenswert, wenn diese traditionelle Warenbewegung eine Zukunft hätte und so auch weitere Segelfrachter in Betrieb genommen werden können.

Bereits seit 15 Jahren befördert "El Rojito" seinen Kaffee ausschließlich mit Lastenfahrrädern durch unsere Stadt. Für seinen umweltbewußten Einsatz wurde der Hamburger Verein jetzt von Umweltsenator Jens Kerstan auf der AVONTUUR als neuer Umweltpartner Hamburgs ausgezeichnet. Wenn alle zusammen an einem Strang ziehen, kann etwas ganz Großes entstehen. Dieser Event hat auch ehemalige Hafenarbeiter, die sich sehr für das Hafenmuseum einsetzen in freudiges Staunen versetzt.

Kakao, eine Kolonialware der 1. Stunde

Als ein gutes Beispiel für ein typisches Importgut, welches in Hamburg traditionell umgeschlagen wurde und eben auch noch wird, habe ich den Kakao gewählt. Ein Produkt, welches wohl jeder von uns kennt und eigentlich auch jeder von uns in irgendeiner Form verwendet. Denn selbst in der Kosmetik wird Kakaobutter verarbeitet.

Schon im 19.Jahrhundert haben sich viele Kakaofabriken hier angesiedelt, weil Hamburg seinerzeit der bedeutendste Rohkakaomarkt der Erde und der Haupteinfuhrplatz für dieses überseeische Erzeugnis war. So war z.B. die Kakao-Compagnie Theodor Reichardt in Hamburg-Wandsbek nach dem 1.Weltkrieg unter der Leitung von Friedrich Neumann-Reichardt Deutschlands größtes Kakao- und Schokoladenwerk mit bis zu 4000 Mitarbeitern. Die Kakao-Companie gibt es mittlerweile nicht mehr, aber bis heute wird in Wandsbek erfolgreich Schokolade produziert. 1949 begann Herbert Stockmann mit seiner Schokoladenproduktion, mittlerweile vom berühmten Nestlé Konzern übernommen ist es heute das größte Nestlé Schokoladenwerk Europas.

Doch bis wir in den köstlichen Genuß einer auf der Zunge zergehenden Schokolade kommen, ist dem Ganzen ein komplexer Prozeß voraus gegangen. Zuerst einmal die Ernte, die Fermentation und das Trocknen der Kakaobohnen, welches noch im Ursprungsland stattfindet. Dann kommt der Transport über die Meere in den Hamburger Hafen. Je nach Qualität sind die Kakaobohnen entweder in großen Massengutfrachtern (auch Bulkfrachter oder Megabulker genannt) verladen, einem Schiff mit 3 oder 4 riesigen Kammern (mit einem Frachtvolumen von 15.000 to je Kammer), oder sie kommen als Sackware mit genauer Typenkennzeichnung in Containern verladen im Hamburger Hafen an.

 - Jörg Nitzsche    - Jörg Nitzsche

 - Jörg Nitzsche    - Jörg Nitzsche

Die Container mit Sackware werden auf üblichen Containerchassis per LKW vom Terminal abgeholt und an die Lagerhallen gefahren. Der LKW kann wieder losfahren und den nächsten Container vom Terminal holen während der angelieferte Container schon entladen wird. Da die Säcke in den Containern lose gestapelt sind werden sie noch im Innern des Containers von 2 Sackschmeissern auf sogenannte Hafenpalletten gestapelt. Immer 15 Säcke mit einem Füllgewicht von 60 - 70 kg auf einer Palette. Danach kommt die Qualitätskontrolle und die Lagerung dieses Luxusgutes in den Hallen.

Schon in den großen Lagerhallen duftet es angenehm süßlich, und es läßt sich schon die spätere Schokolade erschnuppern. Die spätere Weiterverarbeitung bis zur Herstellung unserer köstlichen Schokolade ist dann noch einmal ein ganz eigenes Kapitel, das man sehr anschaulich im  Hachez Chocoversum  in Hamburg erleben kann.

Nach der Fermentation und Trocknung im Ernteland der Kakaobohne werden sie in Säcke abgefüllt. Aus den Afrikanischen Ländern kommt hauptsächlich der Massenkakao, der als Bulk-Ware in Hamburg ankommt. Der qualitativ hochwertigere Kakao, und damit Kakao der seiner selbst willen verkostet wird, kommt dagegen eher aus Südamerika. Vor Jahrhunderten sollen die ersten Kakaobohnen direkt per Schiff aus dem Aztekenland im Spanischen Sevilla eingetroffen sein. Das Transportmittel ist bis heute unverändert, er erfolgt (fast) ausschließlich per Schiff. Es gibt ein paar wenige Connaisseure, die es sich nicht nehmen lassen ganz edlen Kakao per Flugzeug befördern zu lassen.

Die Firma Cotterell stellen auch heute noch so etwas wie Quartiersleute (Lagerhalter) dar. So, wie man die schon erwähnten Hafenarbeiter an ihren Elbseglern erkannte, so war das Berufsbild der Quartiersleute damals für ihre typischen Schürzen (Platen genannt) geprägt, die sie in den Speicherböden ständig trugen. Quartiersleute sind, man muß eigentlich sagen waren, denn den Begriff gibt es heute nicht mehr, selbstständige Lagerhalter, die im Auftrag Dritter Waren begutachteten, reinigten, sortierten und einlagerten. Und genau diese Tätigkeiten führen die Mitarbeiter bei der Firma H.D.Cotterell auch heute noch aus. Mit ihren umfassenden Warenkenntnissen und ihrer Erfahrung im Umgang mit hochwertigen Gütern bildeten sie schon immer ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Hafenumschlag und dem Handel bzw. der verarbeitenden Industrie.
Die Quartierslüüd hießen nicht so, weil sie den Waren ein "Quartier" boten, sondern weil sie sich traditionell zu Vierergruppen zusammenschlossen (lat. quattuor = vier), die nach einem Vormann benannt wurden, wobei die 3 Teilhaber als Consorten firmierten. Das ergab dann so schöne Firmennamen wie zum Beispiel Quast & Consorten, die ebenfalls auf Kakao spezialisiert sind. ?Den Beruf des Quartiersmann gibt es allerdings nicht mehr. Seit 1976 hat man verschiedene Berufsbilder aus dem Hafen zu einem "Seegüterkontrolleur" zusammengefasst. Cotterell bildet auch Seegüterkontrolleure aus, die hießen früher Tallymänner (Ladungskontrolleur) oder eben Quartiersmänner.
Die Quartiersleute waren in den mehrstöckigen Böden in der historischen Speicherstadt tätig. Und genau das trifft auch auf die alteingesessene Familie Cotterell zu, die bis vor wenigen Jahren noch in der Hamburger Speicherstadt tätig war. Heute allerdings, nicht nur wegen des schnelleren Güterumschlags, sondern weil sich auch die Mengen exorbitant erhöht haben würde der Platz in den Böden der Speicherstadt gar nicht mehr ausreichen.

 - Jörg Nitzsche

 - Jörg Nitzsche

Die Familie Cotterell gehört zu den ältesten Quartiersleuten Hamburgs. Der Liverpooler Harry Dougan Cotterell bekam von seinem Vater Harry 20.000 Pfund in die Hand gedrückt. "Mach was draus", sagte der Kaufmann zu seinem Sohn. Harry Dougan Cotterell ging 1890 nach Hamburg und gründete am Sandtorkai das Quartiersmannunternehmen H.D.Cotterell in dem damals neu eröffneten Hamburger Freihafen. H.D.Cotterell, die bis heute relativ unverändert landwirtschaftliche Produkte aus Übersee einlagern, kontrolliern und weiter versenden. Es waren damals günstige Zeiten, im Hamburger Freihafen war gerade der Zollanschluss vollzogen worden und Hamburg überholte Antwerpen und Amsterdam im Warenumschlag. Hamburg stand als Ausfuhrhafen für Industrieprodukte und als Einfuhrhafen für Kolonialwaren unmittelbar hinter London. Die Firma lagerte und kontrollierte Kakao, Gummi, Holz, und legte damit die Basis für das heutige Geschäft. Harry Dougan Cotterell heiratete die Hamburgerin Ida Kranstöver, seitdem ist die Familie Cotterell in Hamburg ansässig. Noch immer die englische Staatsbürgerschaft innehabend wurde die englische Herkunft im 2. Weltkrieg problematisch, so daß sich Harry Charles Cotterell dazu entschloss Deutscher zu werden, um die Firma in Hamburg weiterführen zu können. Nach dem Krieg erlebte die Firma fast 20 Jahre lang eine stabile und solide Entwicklung. In Zusammenarbeit mit dem Familienzweig in Amsterdam kam das Kakao-Kontroll-Geschäft zur Blüte. Die Zusammenarbeit mit Amsterdam war sehr eng und gipfelte 1986 mit der gemeinsamen Gründung einer Filiale in London. Zu dem Kakao-Kontroll- und Lagergeschäft wurden neue Waren hinzugenommen wie Kautschuk, Gewürze, Trockenfrüchte und harmlose Chemikalien. Mit dem Erwerb der Lagerflächen am Ellerholzdamm fand zwischen 1995 und 1998 der endgültige Auszug aus der Speicherstadt statt. Denn für schweres Gerät wie Gabelstapler und Schüttgut-Lagerung waren die Böden in der Speicherstadt nicht ausgelegt. H.D.Cotterell wird heute von Thomas Cotterell in der 5. Generation geführt, nachdem er 2004 die Firma von seiner Mutter als Alleininhaber übernommen hat. Ihm liegt die Tradition am Herzen. Im zweiten Stock einer Halle bewahrt er alte Waagen und Sackkarren auf. Seit den Anfängen bis heute hat sich die Firma kontinuierlich weiterentwickelt, dabei sind die Kernkompetenzen des Betriebs aber noch immer jene, wie sie es auch schon vor über 120 Jahren waren - die Kontrolle, Lagerung, Qualitätssicherung und Spedition von Waren im Hamburger Hafengebiet. H.D.Cotterell garantiert die Qualtiät sachgerechter Einlagerung. So ist es schon immer Tradition gewesen. Darüber hinaus bieten sie allen ihren Kunden eine weitere Dienstleistung an, nämlich das Prüfen der Kakaobohnen nach speziellen Vorschriften. So bestimmt H.D.Cotterell die Qualität der Kakaobohnen als Gutachter für Exporteure und Importeure noch mit Hand, Auge und Nase.

 - Jörg Nitzsche

In ihren Lagerhallen stapeln sich riesige Stapel brauner Jutesäcke mit Kakaobohnen auf Paletten. Die Sackware wird auf spezielle Hafenpaletten gepackt und diese bis zu 6 Paletten übereinander gestapelt. Eine Palette mit Sackware wiegt gut 900kg. Vorher aber werden die Säcke bemustert. Säcke, die mit nässebeschädigten Bohnen ankommen, werden direkt aussortiert. Je nach Menge und Schwere der Beschädigung, immer entscheidet der Kunde was mit seinem Kakao passiert. Wird ein starker Befall an der ankommenden Ware festgestellt, wird die Partie (außer es handelt sich um Bioware) unverzüglich begast um eine Ausweitung des Befalls zu verhindern. Je nach Instruktionen des Kunden werden die Kakaobohnen an der Börse angedient, wofür je 10 to Lots benannt, zusammengestellt und alle halbe Jahr neu bemustert werden müssen. Die Zuordnung der Ware erfolgt über sogenannte Partienummern und Lotnummern.

 - Jörg Nitzsche

Als lose Bulkware türmen sich die Kakaobohnen zu unbeschreiblichen Bergen in den Hallen vor mir auf und riesige Staubwolken entstehen beim Verladen. Kaum zu glauben, dass diese kleinen rot-braunen, nußgroßen Kakaobohnen ein so gefragter Rohstoff sind; dass sie selbst an den Börsen von London und New York hoch gehandelt werden. Die Bulkfächer in der Lagerhalle sind unterschiedlich groß und fassen je Fach zwischen 150 to und 10.000 to Kakaobohnen. Um das Gewicht der Kakaobohnen herauszufinden, die hier in Hamburg ankommen, wird der mit einem vollen Container beladene LKW auf der Brückenwaage eingewogen und nach Entladung des Inhalts auf derselben Waage noch einmal leergewogen. Da sich das Gewicht während der Lagerung durch weiteres Trocknen der Bohnen stark verringert, muss der Kakao auch bei Auslieferung wieder auf die gleiche Weise gewogen werden. Bei Einlagerung werden repräsentative Muster gezogen, die zum Einen später als Beweis für die Güte der Bohnen insgesamt und zum Anderen der direkten Qualitätsanalyse für den Kunden dienen. Später vom Kunden angeforderte Muster werden gezogen, sind aber nicht mehr repräsentativ, da der Kakao im Inneren des Haufens eine andere Qualität hat, als an der Oberfläche. Während der Lagerung wird die Temperatur und die Feuchtigkeit im Bulkhaufen regelmäßig überprüft, da Kakaobohnen während des Trocknungsprozesses (der nie aufhört) eine so starke Hitze entwickeln können, dass ein Feuer entstehen könnte.

 - Jörg Nitzsche    - Jörg Nitzsche

Wenn bei uns Winter ist, dann ist in den Anbaugebieten Sommer, also Haupterntezeit. Ist jetzt ein paar Meter nördlich des Äquators der Winter ausgebrochen, während ein paar Meter Richtung Süden Sommer herrscht? Die Länder Costa Rica oder Venezuela haben allerdings die gleichen Jahreszeiten wie wir, liegen wie wir über dem Äquator. Kaum zu glauben, denn gefühlt kennen die ja eigentlich keinen Winter, Na ja, war mal so ein Gedankenspiel. Jedenfalls kann es zur Haupterntezeit schon mal passieren, daß eine Überkapazität von Lagerbeständen auftritt und H.D.Cotterell überlegen muß, wohin mit dem Kakao. Manchmal wird dann bei anderen Lagerhaltern im Hafen zusätzlich eingelagert, so daß H.D.Cotterell dann selbst zu einem Kunden wird, der einlagern lassen muß.

 - Jörg Nitzsche

Bulkware soll möglichst nicht länger als 1 Jahr lagern, weil durch die lange Trocknungszeit ein großer Gewichtsverlust stattfindet. Der Kunde wird daraufhin benachrichtigt, daß dieser seine Restmenge einmal komplett abnimmt. Kakaobohnen in Säcken können aber auch sehr viel länger als 1 Jahr gelagert werden. Es gibt Partien, die bei H.D.Cotterell schon seit 20 Jahren lagern. Ist selten, aber auch das kommt vor.
Es gibt Kunden, die haben z.B. nur 20 Sack Kakaobohnen hier gelagert, Diese sind sogar per Flugzeug aus Santa Lucia, Uruguay her gekommen. Das sind ganz besondere Bohnen. Ein Grund, warum z.B. ein in England sitzender Besitzer seine Bohnen nicht direkt zu sich hat verschiffen lassen, kann beispielsweise sein, daß er noch keinen bestimmten Abnehmer hat, die Bohnen aber hier in Deutschland verkaufen möchte. Und diese 20 Säcke wurden auch tatsächlich in noch kleineren Mengen abgenommen.

 - Jörg Nitzsche

Muster-Prüfung:
Eine weitere Dienstleistung die H.D.Cotterell seinen Kunden anbietet, ist die Untersuchung der Bohnen nach den Richtlinien der
FCC = Federation of cocoa commerce.

Schon auf dem Weg zum Einlagern der kostbaren Fracht bohrt ein Mitarbeiter aus dem Kakao-Lager mit dem Probenstecher durch das grobe Jutegewebe und nimmt aus möglichst vielen Säcken (ca. 30%) Proben. Aber generell bestimmt der Kunde aus wie viel Prozent der Säcke Proben entnommen werden sollen. Über den Probenstecker werden die Kakaobohnen in einem Beutel aufgefangen.

 - Jörg Nitzsche

Alles wird ordentlich durchgemischt und aus 30 % der Säcke einer Partie werden über einen Sample-Devider (Probenteiler) insgesamt
4 Proben a´ 2000g Nettogewicht zusammengestellt. Der Grund für dieses Verfahren ist, dass alle Muster repräsentativ und vor allem gleich sind.

Das ergibt dann:
1 Muster zum sofortigen Testen
1 unversiegeltes Rückstellmuster
2 versiegelte Rückstellmuster


Alle 4 Proben werden abgepackt und mit folgenden wichtigen Daten beschriftet:
- Log-Nummer
- Herkunftsland
- Kundename
- Anzahl der Säcke die eingelagert wurden.

 - Jörg Nitzsche

Diese werden nun so lange nicht angerührt bis der Kunde sagt, wir haben hier einen Empfänger der sagt, die Qualität ist nicht so gut wie sie sein sollte. Wir wollen das Muster gerne geöffnet und analysiert haben um zu sehen was da los ist. Parallel bekommt der Kunde auch noch ein Muster. Das kann er dann selbst analysieren. Auch hier bestimmen die Kunden, aus wie vielen Säcken Proben gezogen werden sollen. Ein Kunde könnte beispielsweise sagen, er möchte aus 50% seiner Lagermenge Proben gezogen haben.

Ein Beutel wird zum sofortigen Testen direkt nach der Einlagerung getestet:
Für diesen Test gibt es eine Richtlinienverordnung

1. Zuerst werden die 2000g gesiebt, so daß schon einige Unreinheiten wie Sand, Gräser und kleine Steine von der eigentlichen Probe getrennt     werden. Die zusammen gefegten Unreinheiten werden entsorgt.

2. Das Siebgut wird zusammen gefegt und ebenfalls gewogen, und auch dieses Gewicht wird sorgfältig notiert auf einem Blatt
    (FCC-Analyse-Protokoll) notiert.

 - Jörg Nitzsche

3.   Nun wird die Probe nach folgenden Kriterien sotiert:
      -     ganze Bohnen,
      -     flache Bohnen (bedeutet, daß die Außenschale schon keine Bohne mehr beinhaltet),
      -     Cluster-Bohnen (zugewachsene und geklumpte Bohnen),
      -     Fremdkörper (Steine, Kaffeebohnen, etc.)
      -     und nach Bruch sotiert.
Jedes einzelne Kriterienmaterial wird gewogen und die Werte notiert.

 - Jörg Nitzsche

Schon vor jeder Separierung werden etwa 9 g mit einer Schaufel aus dem Musterbeutel geholt, zermahlen und auf eine saubere Aluschale gelegt und auf über 100°C erhitzt. Eine Berührung mit der Hand oder Dreck auf der Aluschale würden das Ergebnis verfälschen. Danach werden  die gemahlenen 9 g in einem Feuchtigkeitsanalysegerät  nach ihrem Feuchtigkeitsgehalt  untersucht. Der Wert sollte sich zwischen
6 - 8% bewegen, und wird ebenfalls auf dem FCC-Analyse-Protokoll eingetragen.

 - Jörg Nitzsche

4.   Nun geht es nur noch um die ganzen Bohnen. Das separierte Schadgut wird aber nicht einfach weggeschüttet, sondern wieder in die Probentüte zurück geschüttet. Von den ganzen Bohnen werden nun 600 g abgewogen, der Rest der ganzen Bohnen wird ebenfalls wieder in die Probentüte zurück geschüttet. Nun wird die Anzahl der Bohnen aus diesen 600 g ermittelt. Die Anzahl der gezählten Bohnen wird durch 6 geteilt und genau diese Summe stellt den Beancount dar. Der Beancount steht also für 100 g Kakaobohnen. Unabhängig davon werden von diesen 600g 300 Bohnen heraus gezählt und auf 3 Schneidebretter verteilt, die jeweils 100 eingefräste Facheinteilungen haben (10 vertikale und 10 horizontale Einteilungen), pro Bohne ein Fach.

 - Jörg Nitzsche

100 Bohnen auf einem Brett = 100%. Sind also 5 Bohnen schadhaft, bedeutet das einen Schadanteil von 5%. Doch da es sich um ein Naturprodukt handelt, und man einen genaueren Wert erzielen möchte, werden 3 Bretter mit 300 Bohnen zum Test heran gezogen. So wird schließlich von 300% auf 100% herunter gerechnet. Dafür wird jede einzelne der 300 Bohnen einmal komplett der Länge nach mittig durchgeschnitten. Das ist der sogenannte Cut-Test und geschieht komplett per Hand.

 - Jörg Nitzsche    - Jörg Nitzsche

5.   Nachdem die Bohnen geschnitten sind beginnt die Begutachtung des Innenlebens einer jeden Bohne unter einer besonderen Lichtquelle, bei der dann folgenden Kriterien begutachtet werden:

- mouldy          =   Schimmel
- wormy           =   Wurmfraß und/oder Wurmbefall - kann es beides geben
- slaty              =   schiefrig oder schieferfarben - sagt etwas über den Fermentationsprozess und den Fettgehalt in der Bohne aus
- white spots   =   kleine weiße Fettaustritte
- violet             =   violette Farbe
- germinated   =   gekeimt.

 - Jörg Nitzsche

Die aufgeschnittenen Bohnen werden wegen möglicher Keime bei beschädigter Ware vorzugsweise mit Handschuhen angefaßt. Der Kenner sieht mit seinem geschulten Auge meist sofort was in oder mit der Bohne los ist. Ich mußte schon etwas genauer hinsehen um da z.B. eine violette Farbe auszumachen. Hat man sein Auge allerdings ein bißchen darauf geeicht, sieht man doch schon recht deutlich was mit violet gemeint ist. Ist z.B. Schimmel und auch Wurmfraß in einer Bohne auszumachen, dann hat die Kriterie Schimmel Priorität. Die Bohnen werden nach diesen Kriterien zu kleinen Häufchen separiert und jedes Häufchen gezählt und im Protokoll erfaßt. Hier wird also nicht gewogen sondern gezählt, denn jede einzelne Bohne steht ja für einen Prozent.

Alle erfaßten Werte werden auf dem Protokollzettel handschriftlich versehen und dann auch noch mal im Computer eingegeben.
Die geschnittenen Bohnen werden nach Begutachtung komplett entsorgt.

Die restlichen Kakaobohnen des Testmusters, ca. 1400g, werden weiterhin aufbewahrt, um die Begutachtungswerte immer wieder reproduzieren zu können.

Einige Kunden wünschen darüber hinaus auch einen Fettwert/-gehalt-Analyse. Die bestehende Probe muß dafür allerdings zu einem Hamburger SGS Institut (Société Générale de Surveillance) geschickt werden.

Folgender Fall könnte bei der Firma H.D.Cotterell eintreten:

ein Kunde möchte aus seinem Lagerbestand eine bestimmte Menge an Kakaobohnen geliefert bekommen!

Er könnte aus 3 verschiedene Arten der Auslieferung wählen.

Variante 1:    die Auslieferung als Sackware. Die auf Hafenpaletten gepackten Säcke, werden dann mithilfe eines Gabelstaplers auf den LKW beladen. Der Kunde entscheidet darüber hinaus, ob der LKW auf der Brückenwaage gewogen wird. Einmal Leer und nach der Beladung vollverwogen.

 - Jörg Nitzsche

Variante 2:    der Kunde wünscht die Auslieferung aus einem Bulkhaufen. Hier wird der LKW in jedem Fall leer gewogen. Die losen Bohnen werden dann mithilfe eines Radladers auf den LKW beladen. Auf mich wirkt das ziemlich respektlos, dieser Umgang mit dem Grundstoff für feine Schokolade. Aber wahrscheinlich ist diese Bulkware auch gar nicht für feine Schokolade bestimmt. Nach der Beladung wird der LKW nochmals vollgewogen. Somit kann das Verlustgewicht bei Leerung des Faches ermittelt werden.

 - Jörg Nitzsche    - Jörg Nitzsche

Variante 3:    der Kunde wünscht die Auslieferung aus Sackware, aber als lose Ware, als Bulk. Auch hier wird der LKW zuerst leer gewogen. Eine für 2 Mitarbeiter speziell gesicherte Hebebühne wird direkt über den Hänger des LKW gehoben. Die auf Paletten eingelagerten Säcke werden mithilfe eines Gabelstaplers auf gleiche Ebene hochgehoben und die Mitarbeiter schlitzen jeden einzelnen Sack auf, so daß die Kakaobohnen direkt in den Laderaum des Hängers rieseln. Anschließend wird der LKW voll gewogen.

Hachez Chocoversum in Hamburg   -   Erlebniswelt  Schokolade   -   von der Kakaobohne zur Schokoladen !

Schokolade macht glücklich?

Schokolade gilt nicht mehr nur als billige Kalorienbombe, sondern hat mittlerweile eher den Ruf eines edlen Gourmetproduktes mit gesundheitsfördernden Inhalten bekommen. Und auch in den Geschäften läßt sich dieser Trend zur Edelschokolade beobachten. Es werden immer mehr teure Schokoladen mit Kakaoanteilen von bis zu 80 Prozent verkauft. Manche sind fein mit Chili gewürzt, andere Spezialzumischungen, um das Aroma zu beflügeln.

Mit über 300 verschiedenen, wertvollen Inhaltstoffen in der Kakaoschote, wie z.B. Anandamide (Stimmungsaufheller), außerdem Vitamin B2, Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen, Dopamin (Neurotransmitter), Epicatechine (Antioxidantien), Histamin, Serotonin (anti-stress Neurotransmitter), Tryptophan (Anti-Depressions-Aminosäure), Phenylethylamin (PEA), Polyphenole (Antioxidantien), Tyramin und Salsolinol, ist sie nicht nur Gemütsaufhellend sondern fördert auch die Gesundheit.



Und wie schmeckt eigentlich eine Kakaobohne?

Die Kakaoschote (Theobroma cacao) ist die Frucht des Kakaobaums, der zur Familie der Malvengewächse zählt. Kakao ist ein immergrüner Baum, der im Unterholz der Regenwälder wächst, und bis zu 15 Meter hoch wachsen kann. Der Kakaobaum verdankt seinen botanischen Namen dem schwedischen Naturwissenschaflter Carl von Linné, der ihm den Namen Theobroma cacao = Speise der Götter gab (griech. theos = "Gott" und broma = "Speise"). Die Kakaoschote kommt ursprünglich aus Südamerika, wahrscheinlich von den äquatornahen Hängen der Anden. Die Spanier brachten den Kakao nach Europa, wo er zuerst als Trinkschokolade, später erst in Form von Schokoladen, Praline usw. seinen Siegeszug antrat. Heute wird die Kakaoschote vorwiegend in Mittel- und Südamerika, auf den Antillen und in Afrika angebaut. Hauptproduzent ist die Elfenbeinküste in Westafrika. Die Kakaoschote ist bei uns weitgehend unbekannt. Trotzdem sollte man einmal den Genuss der "echten" Schokolade für sich entdecken. Ihre Schale kann Gelb, Braun, Rot oder Orange sein, sie wird mit zunehmender Reife immer kräftiger und immer schrumpeliger. Sie kann bis zu 30 cm lang werden und zwischen 300 und 800 gr. wiegen. Das in der Kakaoschote enthaltenen Fruchtfleisch ist zartschmelzend bis schleimig, ihr exotisch-süßlicher Geschmack kann mit jeder uns bekannten Traumfrucht mithalten. In ihr befinden sich in fünf Reihen angeordnet 30-60 weißliche Samen, die als weich bis nussig beschrieben werden können.



 - Jörg Nitzsche    - Jörg Nitzsche



Diese Samen werden durch Feermentation zu Kakakobohnen, die Grundlage unserer bekannten Schokolade, die wir in vielen Variationen kennen. Daß man die Kakaobohnen aber auch roh essen kann, das ist bei uns weitgehend unbekannt, ihr Geschmack erinnert tatsächlich schon sehr an Schokolade. Wahrscheinlich wird den Kakaobohnen eine Ähnlichkeit zu Kaffeebohnen assoziiert, und die essen wir ja auch nicht - zumindest in der Regel nicht.

Mit viel Glück kann man sich eine Kakaoschote über den  Großmarkt Hamburg  besorgen. So eine Schote ist etwa zweimal so groß wie eine Kokosnuß und man bekommt sie definitiv nicht zum Diskounterpreis. Einmal eine Kakaoschote in den Händen zu halten, sie zu öffnen, das Fruchtfleisch und die Kakaobohnen zu essen, das Genußerlebnis lohnt sich in jeden Fall. Denn man bekommt so eine Ahnung von der historischen Geschichte über den Kakao, die wir alleine mit der fertigen Schokolade nicht erahnen.

Großmarkt Hamburg - Jörg Nitzsche   Großmarkt Hamburg - Jörg Nitzsche

Da im Chocoversum nicht die komplette Produktion einer Tafel Schokolade veranschaulicht werden kann, beschränkt man sich hier auf das Rösten, das Melangieren (Mischen), das Walzen und das Conchieren (Längsreiben). Im Melangeur werden die Rohprodukte gemischt. Die geröstete Kakaobohne ist bereits von der Schale gelöst und in kleine Stückchen zerfallen, ehe sie in den Melangeur kommt. Der geröstete Rohkakao, Kakaobutter, Zucker, Milchpulver, Lecithin und Aromen werden hinzu gegeben. Diese Bestandteile werden dann durch die Granitwalzen solange vermischt bis sie sich zu einer Masse verbunden haben. Vermischt mit den anderen Bestandteilen wird die gebundene, teilweise klumpige Masse dann in die Dreierwalze gegeben und solange gewalzt, bis ein feinstaubiges homogenes Pulver entstanden ist. Danach kommt die Conche, die so genannte Längsreibe, zum Einsatz. Bis zu 72 Stunden verbleibt die Schokoladenmasse in der Conche, so daß sich durch Rühren, Drehen, Wenden und Lüften nicht erwünschte Geschmacksstoffe verflüchtigen und erwünschte Aromen sich entwickeln können.

Briefkasten
Wer die Geschichte und Entwicklung des Hamburger Hafens hautnah erleben möchte, ist im Hafenmuseum im und am Schuppen 50 genau richtig. Das Hafenmuseum präsentiert mit einer einmaligen Sammlung den damaligen Güterumschlag im Hamburger Hafen, Hamburger Schiffbau sowie zur Schifffahrt auf der Elbe und im Hafen. Das Gewürzmuseum in der Hamburger Speicherstadt ist das Parfum der Hansestadt Hamburg und seinem Hafen Eine Zukunft für sauberen Seetransport - Waren per Windkraft segeln und den Segelfrachter Avontuur als nachhaltiges Transportmittel nutzen Das Schokoladenmuseum im Herzen Hamburgs - Für kleine und große Forscher, die das Geheimnis des süßen Goldes lüften wollen! Quartiersleute im Hamburger Hafen seit 1890 Das Deutsche Zollmuseum ist ein Kleinod in der Hamburger Speicherstadt.
Elbphilharmonie & Laeiszhalle. Der digitale Zugang zum UNESCO-Welterbe Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus. Das Museum für Hamburgische Geschichte präsentiert die Entwicklungsgeschichte der Stadt Hamburg von ihren Anfängen um 800 bis zur Gegenwart. Der Modelleisenbahn Hamburg e.V. betreibt im Museum für Hamburgische Geschichte eine historische Modellbahnanlage im Maßstab 1:32 (Spur 1). Seit 1949 fahren die Züge fast täglich auf den 1200m langen Gleisen zwischen dem Bahnhof Hamburg-Harburg, dem Hamburger Hauptgüterbahnhof und der Pfeilerbahn. Großmarkt Hamburg - Wenn die meisten Hamburger schlafen, macht Hamburger Großmarkt die Nacht zum Tag. In der denkmalgeschützten Halle in der Nähe des Hauptbahnhofes überzeugt das „grüne Herz der Stadt“ mit Frische, Qualität und Vielfalt. Auf dem Großmarkt ist immer Saison. Das Speicherstadtmuseum - Hamburgs Welterbe entdecken! - Im Speicherstadtmuseum erleben Sie die einzigartige Atmosphäre der Speicherstadt. Im authentischen Rahmen eines Lagerhauses von 1888 wird veranschaulicht, wie die Quartiersleute (Lagerhalter) früher hochwertige Importgüter wie Kaffee, Kakao oder Kautschuk gelagert, bemustert und veredelt haben.
Speicherstadt-Kaffee.