Mit dem Pinsel
gehe ich
auf eine Reise
in die Seele
des Menschen.

 



  "Es geht um Menschen, nur um Menschen"

  Ein Galeriebesuch bei Künstlerin Carolin Beyer  


Ein Besuch zu Carolin Beyer führt durch einen malerischen Teil von Harvestehude und zu ihrem, 1904 von englischen Architektenbrüdern, erbautem Haus, welches seit den 1920er Jahren im Familienbesitz ist. Ihr Großvater erwarb das Haus, welches durch späten Jugendstil, aber auch sehr englisch geprägtem Stil, selbst für den Betrachter wie eine Quelle der Inspiration wirkt. Wenn man in ihr Atelier kommt, fühlt man sich, gleichwohl die Einrichtung sehr spartanisch anmutet, sofort willkommen. Und die wohldosierten Lichtkompositionen bewirken ein sehr stimmungsvolles Ambiente. Die 1962 in Hamburg geborene Malerin empfängt ihre Gäste mit einem sonnigen Lächeln und mit einer angenehmen Leichtigkeit in ihrer Stimme.


Diese Frau weiß was sie will. Durch ihre geistige Kraft und innere Ruhe hat sie sich von Anbeginn ihrer Entscheidung, sich ganz und gar der Malerei zu widmen, stetig weiter zu einer reifen und anerkannten Künstlerin entwickelt. Und sie hat sich einen Namen gemacht, und sei es nur um sich in der Männerwelt durchzusetzen: so ist sie die erste Frau und Malerin, die in der Tradition der Handelskammer den jeweils scheidenden Präses der Handelskammer, aktuell den Hamburger Dr. Karl-Joachim Dreyer, portraitierte und so nun Platz in der altehrwürdigen Ahnengalerie berühmter und honoriger Hanseaten findet, die von jeher Kaufmannsgeist und Kunstsinn vereinigten. Seit 1877 zeigen bisher 31 Werke ehemaliger Präsides den Stil und Geschmack der vergangenen Zeit in einer "Ahnengalerie". Als würde das nicht reichen ist sie ebenfalls als erste Portraitistin in der Galerie der Vorsteher des "Rauhen Hauses" vertreten. Zum ersten Mal durfte jetzt eine Frau einen Ehemaligen malen. Dr. Dietrich Sattler, der 10.Vorsteher des Rauhen Hauses seit Johann Hinrich Wiechern (1898-1881), hat ihr Modell gesessen.


Gleichwohl ist das Portrait die Handschrift der Malerin Carolin Beyer. So zeigt sie diesen Winter in der Handelskammer Hamburg ihre Bildnisserie "Paare und andere Individualisten" bekannter und weniger bekannter Hamburger Bürger. Dabei kommen auch überraschende Beziehungen zum Vorschein: ein Musiker und sein Akkordeon, eine Journalistin und ihre Kamera, eine Dame mit Hund. Dabei rückt sie fast so sachlich wie eine Psychologin die jeweilige Wesensart des Portraitierten in den Vordergrund. Und legt während ihrer Arbeit einen geradezu sensitiven Spürsinn an den Tag, um die Persönlichkeit dieser Person mit all seinen Facetten zu erfassen. Es geht Ihr darum, die Charakteristik mit den Mitteln der Malerei und um die Antwort auf die ewige Menschheitsfrage: Wer bin ich?


Man muß eintauchen können in die Bilder von Carolin Beyer. Als Betrachter ihrer Bilder ist man geneigt zu glauben, dass Carolin Beyer die Seelen der gemalten Personen festgehalten hat. Manche Personen, die vielleicht schon gar nicht mehr unter uns weilen werden aber durch ihre Portraits nie vergessen. Sie hat einen Moment festgehalten, der immer lebendig bleibt.


Menschen sind ihre Sujets, für die sie sich interessiert, weil sie entscheidende und dann doch nur schwer in Worte zu fassende Momente der Haltung, der Gestik und Mimik zurück lassen. "Eine seelische Wesensäußerung rein visuell zu verstehen, macht den ungeheuren Reiz der Bilder aus". Ihr Klempnermeister gehört ebenso dazu wie die Schauspielerin Barbara Auer; ein Straßenmusiker hängt in einer Reihe mit Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, der der Malerin schon vor zehn Jahren einmal Modell gesessen hat. Alle diese Menschen sind einer naturalistischen Wirklichkeit enthoben und befinden sich in einem undefinierten Raum. Wobei die Farben in unmittelbarem Zusammenhang zu der gemalten Person und ihrem Temperament steht. Die Porträts fordern auch den Betrachter auf, seinen eigenen Standpunkt zu finden. Es ist die Art wie sich die Menschen in Räumen bewegen. Es sind ja alles farblich abstrahierte Räume, die Farben sind psychologische Farben, immer auf das Model abgestimmt, und ob sie eher Sitzer oder Steher sind. Kleine aber feine Unterschiede, die aber einen gewaltigen Spannungsbogen beim Gegenüber erzeugen können.


"Als Augenmensch und Ästhetin versuche ich den zu Portraitierenden in seiner ganzen persönlichen Schönheit einzufangen und frage mich, was verbirgt sich hinter der äußeren Fassade. Wie drückt sich sein einmaliges Wesen in seinen Gesichtszügen, in seiner Körpersprache aus. Augen und Hände sind dabei für mich immer die wichtigsten Partien. Es sind aber auch die Geschichten der Menschen. Jedes Model stellt eine neue Grenzbegehung dar."




"Meine Kinder sind rechteckig und quadratisch" sagt sie - doch nicht nur! "Meine Tochter Fritzimarie animiert mich malerisch auf den Punkt zu kommen. Ich habe ja noch 1 Tag vor ihrer Geburt an der Staffelei gestanden und das letzte Bild für die Ausstellung gemalt." Sie empfindet es als ein großes Geschenk das Leben Ihres Kindes ganz bewusst miterleben zu können. "Meine Muse", wie sie ihre 6 Monate alte Tochter liebevoll nennt, bereichert auch die Mama mit immer neuen Entdeckungen der kleinen Kinderaugen.

Und wie würde sich Carolin Beyer selbst malen? "In Bewegung - offen - mit allen Sinnen - auf den Betrachter, mein gegenüber zugehend. Das ist ein Wesenszug von mir." Aber die Malerin denkt schon weiter: Sie möchte den Bilderzyklus erweitern. "Helmut und Hannelore Schmidt würde ich gerne malen", verrät sie zum Abschluss.





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